Andreasgasse, Bürohaus
Projektdaten
Projekt-Art:
Sanierung I Umbau I Neubau I Begrünung
Auftraggeberin:
Sozialbau AG
Planung:
RATAPLAN - Architektur ZT GmbH
Landschaftsplanung:
DnD Landschaftsplanung ZT KG
Gemeinsam mit:
Otto Arnold, Christof Mathes, Manfred Scheiblreiter, Markus Steinmair, Katharina Wörgötter, Erwin Zeisel
Fertigstellung:
03/2021
BGF inkl. KG:
3.338 m²
Auszeichnung:
GEBAUT 2021
Nominierung:
WSTEP 2023
Projektbeschreibung
KONTEXT
Weiterbauen im Bestand
Inmitten einer, an die pulsierende Mariahilfer Straße angrenzenden Schutzzone, vis-á-vis des Andreasparks, entsteht nun im Zuge der Erweiterung der Firmenzentrale der Sozialbau AG aus einem abbruchreifen historischen Bestand ein innovatives Bürogebäude. In Balance zwischen baulichem Erbe und modernsten Ansprüchen, verbunden mit dem Thema der sozialen und gestalterischen Interaktion, fungiert das Gebäude im Innen- und Außenbereich als herausragendes Beispiel einer übergreifenden Revitalisierung mit zeitgemäßen Büroräumlichkeiten.
PROJEKTIDEE
Integration in der Schutzzone
Das markante historische Wohnhaus Andreasgasse 9, das sich in einer Sichtachse der Richtergasse befindet, wurde zu einem Bürohaus umgebaut und hofseitig durch einen Neubau ergänzt. Der Straßentrakt blieb als relevanter Bestandteil des vorgründerzeitlichen Ensemble-Teils bis zur Mittelmauer erhalten. Durch Zurückstaffelung wurden die beiden Neubautrakte sowohl zum benachbarten Hofmobiliendepot, als auch zum straßenseitigen Andreaspark hin dezent in den Maßstab des historischen Bestandes eingefügt. Erst aus der Distanz vermag man die volle Kubatur wahrzunehmen, die mit der bereits dicht bebauten Umgebung optisch verschmilzt. Da sich das Ensemble auch in der Dachlandschaft abbildet, lassen vorgelagerte fixe Sonnenschutz-Lamellen in der Farbe der umgebenden Dächer, sowie Pflanzregale vor der verglasten Fassade des Dachgeschosses den Dachausbau optisch in den Hintergrund treten.
Soziale Interaktion
Raumhohe Verglasungen und insgesamt drei direkte Zugänge von der Straßenseite fördern eine aktive Erdgeschosszone. Vom mittig liegenden Haupteingang kommend, wird der Blick durch den Eingangsbereich in den grünen Innenhof und in den als Cafeteria gestalteten Sozialbereich gelenkt. Der Empfang und der Sozialbereich, welcher als Treffpunkt, Pausenzone und Raum für informelle Besprechungen genutzt wird, liegen direkt angrenzend an den Eingangsbereich und unterstützen die Vernetzung der Mitarbeiter:innen. Die sich jeweils über zwei Geschoße erstreckenden Büroabteilungen werden über Deckenöffnungen, Treppen, Galerien und durch gezielte Bepflanzungen miteinander verbunden. Diese geschoßübergreifende Gestaltung unterstützt die Zusammenarbeit und Verbundenheit der gesamten Abteilung.
Flexibilität in Raum und Struktur
Durch flexible Bausteine der reversiblen Bürostruktur, können die Räumlichkeiten zukunftsfähig und nachhaltig den Bedürfnissen und Ansprüchen angepasst werden: In jeder zweiten bis vierten Fensterachse befinden sich haustechnisch ansteuerbare Fix-Achsen für mögliche Wandstellungen. Dies ermöglicht unterschiedliche Bürokonzepte, von offenen Gruppenbereichen zu kompakten Arbeitsräumen.
Bürolayout, Farb- und Materialkonzept
Die Oberflächen im konzentrierten Arbeitsbereich sind zurückhaltend in Schwarz, Weiß und Grau gehalten. Haptisch und geistig anregende Kommunikations- und Begegnungsbereiche in der Mittelzone werden von lebendigen Farben angezeigt und heben sich an Formen, Farben und Materialien als Kontrapunkt zum Bürolayout ab: Flauschiger Teppich, Kies, wiederverwendete Dippelbäume als Bodenbelag und Begrünung zonieren multifunktionale Interaktionsräume.
INNOVATION
Beschattungskonzept und urbanes Grün
Um der sommerlichen Überhitzung entgegenzuwirken, werden die großzügigen Dachflächenfenster und die raumhohen Glasfassaden des Dachgeschosses durch eine vorgelagerte Lamellenstruktur bei optimaler Durchsicht bestens beschattet. Im Dachgeschoss sind Bahnen als Pflanztrog ausgebildet, um zur Vegetationszeit das Mikroklima zu verbessern. Der Zwischenraum zwischen Glasfassade und Lamellen kann südseitig begangen und als Loggia benutzt werden. An der Straßenseite wird der Rücksprung zwischen Schrägdach und Dachaufbau zur Terrasse und dient als Ort der Erholung, ebenso wie als Arbeits- und Besprechungsbereich im Freien. Der kleine Innenhof im Erdgeschoss, mit freigelegter Feuermauer des nördlichen Nachbargebäudes, wurde zur grünen Oase.
Diese Maßnahmen leisten als „grüne Inseln“ neben dem Mehrwert einer hohen Aufenthaltsqualität, in einem durch Pflanzen generierten Mikroklima, einen nicht unerheblichen Beitrag zur Stadtkühlung des dicht bebauten Umfeldes.
Stimme des Bauherren
"Das Erhaltenswerte zu bewahren und mit dem Neuen in eindrucksvoller Weise zu kombinieren und Architektur im Gründerzeitviertel weiter zu entwickeln, ist dem Architekturbüro Rataplan [...] in höchstem Maß gelungen. Am Ende eines intensiven Prozesses, [...], steht ein Haus, das sich einerseits sehen lassen kann und andererseits unserer Firma ein neues, wunderschönes Zuhause gibt. "
(Karin Kieslinger, Geschäftsführung EGW 18.03.2021)